Marie-Louise Bourgeois
Die französische Hebamme und Chirurgin Marie-Louise Bourgeois war im 17. Jahrhundert eine der bekanntesten Hebammen Europas.
Marie-Louise Bourgeois wird Hebamme
Marie-Louise Bourgeois stammte aus einer vornehmen Familie. Im Alter von 20 Jahren heiratete sie den Militärchirurgen Martin Boursier. Das Paar hatte drei Kinder. Nach vier Jahren Ehe starb ihr Mann und um den Lebensunterhalt für ihre Familie bestreiten zu können, ließ sich Marie-Louise Bourgeois als Hebamme ausbilden.Hebammenbuch von 1608
Zunächst arbeitete Marie Louise Bourgeois in Armenvierteln, später wurde sie auch zu Geburten im Großbürgertum gerufen. 1608 erschien in Frankreich ihr Hebammenbuch, in dieses hatte sie die Erfahrungen aus über 2000 Geburten gesammelt. Das Buch wurde auch in Deutschland veröffentlich und erschien hier 1626, reich illustriert mit Kupferstichen. Das Hebammenbuch machte Marie-Louise Bourgeois als Hebamme in Europa bekannt. Ärzte schrieben der Hebamme Briefe, dass sie aus dem Hebammenbuch großen Nutzen gezogen hätten.Geburt des Thronfolgers
Ihr Ruf war so gut, dass sie auch am französischen Königshof bei Geburten half. So wirkte sie bei sieben Entbindungen der französischen Königin Maria de Medici (1575-1642) mit und war auch als Hebamme bei der Geburt des Thronfolgers Ludwig XIII. (1601-1643) dabei.Nach dem Tod einer Hofdame am Kindbettfieber erlebte Marie-Louise Bourgeois Anfeindungen und Verdächtigungen. Im 17. Jahrhundert war das Kindbettfieber noch nicht erforscht, erst Mitte des 19. Jahrhunderts erkannte der Arzt Ignaz Semmelweis die Ursache für die gefährliche Infektionskrankheit. Frau Bourgeois überstand die Anfeindungen, da ihr Ruf und ihr Ansehen als Hebamme bereits gefestigt war. Sie wehrte sich mit ihrer Berufserfahrung und in mehreren Schriften wies sie die Unterstellungen gegen sie energisch zurück.
Werke von Marie-Louise Bourgeois
Neben dem Hebammenbuch (Observations diverses sur la stérilité, Betrachtungen zur Unfruchtbarkeit) erschien auch ein Werk mit Lebenserinnerungen (Récit véritable de la naissance des Enfants de France, Wahre Erzählungen über die Geburt der Kinder Frankreichs) aus dem Jahre 1625.Lehrbücher über die Geburtshilfe
Nach Marie Louise Bourgeois folgten auch andere Hebammen ihrem Beispiel und veröffentlichten Bücher über die Geburtshilfe, so in England die Hebamme Jane Sharp (1671) und Justine Siegemundin (1690) in Brandenburg. Das französische Hebammenbuch war das erste Buch über die Geburtshilfe seit dem 11. Jahrhundert als Trotula von Salerno ihr Werk veröffentlicht hatte und das lange Jahre als Standardwerk galt.Siehe auch: Frauen als Ärztinnen