Marie de Sevigne
Marie de Sevigne pflegte über mehrere Jahre mit ihrer Tochter einen Briefwechsel, der einen tiefen Einblick in die Zeit am französischen Hof Ludwigs XIV. gewährt.
Bekannt wurde Marie de Sevigne durch ihre Briefe, die sie mit ihrer Tochter über 25 Jahre lang wechselte. Der Briefwechsel schildert in fast lückenloser Folge alle Ereignisse, die sich in jener Zeit am französischen Hof Ludwigs XIV. abspielten.
Marie de Rabutin-Chantal stammte aus einer verarmten burgundischen Adelsfamilie. Sie verlor früh ihren Vater (mit anderhalb Jahren), mit sieben Jahren war sie nach dem Tod ihrer Mutter Vollwaise und lebte weiter im Haus der Großeltern in Paris. Als Marie de Rabutin-Chantal acht Jahre alt ist stirbt die Großmutter, zwei Jahre später auch der Großvater, nun ist Marie eine reiche Erbin und die Familie väterlicherseits beginnt sich für das Kind zu interessieren. Ihre andere Großmutter, Johanna Franziska von Chantal kann aber durchsetzen, dass sie in Paris bleibt und dort als Ziehkind eines Onkels mütterlicherseits aufwächst.
Sie erhält bei ihrem Onkel eine überdurchschnittliche Bildung. Neben Konversation, Singen, Tanzen und Reiten, die übliche Mädchenausbildung in Adelskreisen in dieser Zeit, lernt sich auch Italienisch, etwas Latein und Spanisch. Sie eignet sich eine gute literarische Bildung an.
Obwohl sie in frühster Kindheit erst die Eltern dann auch noch die Großeltern verliert, verlief ihre Kindheit und Jugend glücklich. 1644 ist Marie de Rabutin-Chantal 18 Jahre alt. Sie verlässt ihre Familie und ausgestattet mit einer Mitgift von 300.000 Francs heiratet sie. Ihr Ehemann ist der 21jährige Marquis Henri de Sévigne, der aus altem bretonischen Adel stammte. Das Paar lebt zunächst in Paris, wechselt dann in die Bretagne. 1646 wird das erste Kind, Françoise Marguerite, geboren, zwei Jahre später Stammhalter Charles. Marie de Sévigne erklärt daraufhin ihre ehelichen Pflichten für erfüllt. Sie überlässt ihren Mann, den Marquis seinen Geliebten und widmet sich neben ihren Kindern auch der Literatur.
1651 wird Marquis Henri de Sévigne in Paris bei einem Duell bei dem es um die Ehre seiner Geliebten ging, tödlich verletzt. Marie de Sévigne zieht zurück nach Paris. Zunächst lässt sie sich - politisch gesehen - mit den falschen Freunden ein und muss für kurze Zeit Paris wieder den Rücken kehren. 1653 kann Mme de Sévigne aber bereits zurückkehren und bleibt. Als vermögende Witwe genießt sie in Paris eine relative Freiheit, an eine neuere Heirat denkt sie wohl nicht. Sie erhält Einlass in die intellektuell interessierten Kreise. Schon in diesen Jahren korrespondierte sie mit zahlreichen Personen, und früh genoss sie einen gewissen Ruf als Verfasserin interessanter und unterhaltsamer Briefe, die häufig herumgezeigt, vorgelesen oder sogar abgeschrieben wurden.
Marie de Sevigne als Briefeschreiberin
Briefe wechselte sie auch mit dem damaligen Finanzminister Nicolas Fouquet. Dieser wird 1661 wegen Bereicherung im Amt verhaftet und angeklagt. Ihre Briefe werden dem jungen König Ludwig XIV. vorgelegt, dem gefällt, was er liest und statt sie als Briefpartnerin von Niclas Fouquet in Ungnade fallen zu lassen lädt er Marie de Sévigne an den französischen Hof ein. So war Mme de Sévigne und ihre Tochter Françoise 1664 zugegen. Als der Park von Versailles eingeweiht wurde. Marie bleibt in der Nähe des Hofes. Allerdings sind nicht alle Briefe aus dieser Zeit erhalten.1671 verlässt ihre Tochter Françoise Paris als Ehefrau an der Seite des Grafen François de Grignan. Marie de Sévigne beginnt mit ihrer Tochter einen Briefwechsel, wöchentlich gehen zwei bis drei Briefe in die Provence. Lücken weist der Briefwechsel nur auf, wenn Marie ihre Tochter besucht oder diese bei ihr weilt. Es kommen hunderte Briefe zusammen, 764 Stück sind erhalten geblieben. Gegenstand der Briefe sind zum einen die Liebe der Mutter zu ihrer Tochter aber auch das was sich zu dieser Zeit in Paris abspielt. Und so bieten die Briefe, die in über 25 Jahren Briefwechsel entstanden sind eine fast lückenlose Folge aller Ereignisse, die sich in jener Zeit am französischen Hof Ludwigs XIV. abspielten.
Für historisch interessierte Leser sind die Briefe eine unschätzbare Informationsquelle über Personen aus dem Umfeld der Autorin sowie über den Alltag und die Vorstellungswelt des französischen Hochadels unter Ludwig XIV.
Veröffentlicht wurden die Briefe erst nach dem Tod von Marie de Sévigne.