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Maria Gaetana Agnesi

Maria Gaetana Agnesi lebte im 18. Jahrhundert in Italien. Die Mathematikerin und Philanthropin verfasste ein Lehrbuch über die Mathematik was ihr die Berufung als Professorin an die Universität von Bologna einbrachte. Nach Hypatia war sie die erste wichtige weibliche Mathematikerin.

Die italienische Mathematikerin und Philanthropin Maria Gaetana Agnesi wurde am 16. Mai 1718 in Mailand geboren. Sie starb in ihrer Geburtsstadt am 9. Januar 1799 im Alter von 80 Jahren. Der holländische Mathematiker Dirk Jan Struik (1894-2000) nannte Agnesi die erste wichtige weibliche Mathematikerin seit Hypatia.

Familie und Jugend Maria Gaetana Agnesi

Maria Gaetana Agnesi stammte aus einer wohlhabenden Mailänder Kaufmannsfamilie. Pietro Agnesi handelte mit Seide, in einigen Biographien der Mathematikerin wird er aber auch als Mathematikprofessor bezeichnet. Maria Gaetana war die Älteste von insgesamt 21 Kindern, ihr Vater hatte nach dem Tod von Marias Mutter, Anna Brivio, noch zwei weitere Male geheiratet. Die Familie gehörte zur Mailänder Oberschicht.

Ausbildung zur Wissenschaftlerin

Von ihrem Vater wurde ihre besondere mathematische Begabung gefördert, sie war eine Art Wunderkind. Ihr Vater sorgte auch für eine gute Ausbildung seiner ältesten Tochter, Hauslehrer und gelehrte Männer, Mathematiker aber auch Philosophen, wurden eingeladen. Schon früh übe sich Maria Gaetana im philosophischen Disput. Bereits mit fünf Jahren sprach sie nicht nur ihre Muttersprache Italienisch sondern auch Französisch. Mit elf Jahren soll Maria Gaetana Griechisch, Hebräisch, Spanisch, Deutsch und auch Latein beherrscht haben. Sie soll ein wanderndes Polyglott (Sprachführer) gewesen sein.

Wunsch nach zurückgezogenem Leben

Mit 21 Jahren wünschte sich Maria Gaetana Agnesi allerdings ein Leben im Kloster, diesen Wunsch erfüllte ihr Vater ihr nicht. Von einer Schwester, Giuseppa Teresa, ist bekannt, dass sie ins Kloster eintreten durfte. Immerhin konnte Agnesi mit ihrem Vater eine Übereinkunft treffen. So verzichtete dieser auf eine Verheiratung seiner ältesten Tochter und sie durfte sich ihren Wünschen entsprechend einfach und bescheiden zu kleiden. An Festen und gesellschaftlichen Verpflichtungen musste sie nicht mehr teilnehmen. Einige Jahre nun konzentriert sich Maria Gaetana Agnesi ganz auf die Mathematik.

Die Mathematikerin Agnesi

Veröffentlichung der Grundlagen der Analysis

Ein Jahrzehnt lang widmete sich Maria Gaetana Agnesi insgesamt der Mathematik und der Wissenschaft. 1748 erfolgte dann die Veröffentlichung ihres Werkes Instituzioni analitiche ad uso della gioventù italiana (Grundlagen der Analysis).

Ernennung zur Mathematik-Professorin

Agnesi widmete ihr mathematisches Werk Kaiserin Maria Theresia von Österreich und diese bedankte sich hierfür mit Juwelen. Papst Benedikt XIV. ernannte Agnesi 1750 auch zur Professorin für Mathematik und Naturwissenschaften der Universität Bologna, als erste Frau in diesem Fachbereich überhaupt. Eine glänzende Karriere stand der nun 32jährigen Frau offen. Die Zeitgenossin Laura Bassi, eine Physikerin und Philosophin, bat Agnesi mehrfach darum auch wirklich zu lehren, diese war bereits knapp zwei Jahrzehnte zuvor als erste Frau überhaupt in Europa zur Professorin ernannt worden und zwar im Bereich Philosophie, aber dieser Berufung kam Agnesi nie nach.
Papst Benedikt XIV. soll sehr viel von der Mathematik gehalten haben und sehr stolz darauf gewesen sein, dass das Lehrbuch von einer Italienerin geschrieben worden ist. Zum Zeitpunkt ihrer Berufung als Professorin ist der Vater, Pietro Agnesi, aber wohl bereits erkrankt und das Vorhaben von Maria Gaetana Agnesi gereift, sich nach seinem Tod ganz karitativen und religiösen Aufgaben zu widmen.

Weiterer Lebenswerk der Agnesi

Maria Gaetana Agnesi widmet sich karitativen Arbeiten

1752, Maria Gaetana Agnesi ist 34 Jahre alt, stirbt ihr Vater. Nun muss die junge Frau keine Rücksicht mehr auf seine Wünsche nehmen und gibt die Wissenschaft auf, widmet sich ihrem Glauben und karitativen Arbeiten, der Sorge um die Armen und der Nächstenliebe. Agnesi studiert Theologie, sie kümmert sich um Arme und Kranken. Sie mietet ein Haus, und gewährt hier Obdachlosen in Mailand Unterkunft. Sie gehört den sog. Blauen Nonnen in Mailand an.

Lebensende der Mathematikerin und Philantrophin

1771 Übernimmt Agnesi dann die Leitung eines Altersheims für Frauen. 28 Jahre hat sie diese Aufgabe inne. Als sie 1799 stirbt leben 450 Frauen in diesem Heim.

Werke Maria Gaetana Agnesi

Agnesis Hautwerk - Analytische Gesetze

1748 veröffentlicht die 29jährige Agnesi in Mailand ihr bekanntes Werk, die Instituzioni analitiche (Analytische Gesetze), wohl als Lehrbuch für ihre jüngeren Geschwister gedacht. Ihre Einführung in die Analysis wird bald auch ins Französische (1775) und Englische (1801) übersetzt. Es war das erste Lehrbuch, das die Differenzialrechnung und die Integralrechnung beinhaltete. Und es ist das älteste, noch erhaltene Werk einer Frau zur Mathematik, was ihr von Seiten Dirk Jan Struik den Vergleich mit Hypatia einbrachte. Das Werk ist eine umfassende Synthese der neuen Mathematik des 18. Jahrhunderts. Ihr Werk rundet sie mit zahlreichen Beispielen, Aufgaben und eigenen Ableitungen ab. 1000 Seiten soll das Lehrbuch mit den Grundlagen der Analysis umfassen, mit 50 Abbildungen sorgt Angesi für Anschauung. Es ist das erste systematische Werk dieser Art.

Versiera der Agnesi

In ihrer Einführung in die Analysis veröffentlicht Maria Agnesi auch eine spezielle ebene Kurve, eine algebraische Kurve 3. Ordnung vom Geschlecht 0, die auch nach ihr benannt wird, die Versiera der Agnesi, auch Versiera der Maria Agnesi (Kurve der Agnesi, englisch Witch of Agnesi, spanisch Bruja de Agnesi, ein Übersetzungsfehler machte aus einer italienischen Kurve in der Übersetzung eine Hexe). Agnesi hatte die Kurve zwar nicht entdeckt, aber wohl als erste ausführlich besprochen.

Hexe der Agnesi

1775 wird Agnesis Werk von John Colson ins Englische übersetzt. Dieser verwechselt den italienischen Ausdruck versiera (Kurve) mit dem italienischen Wort avversiera (italienisch Teufel, Hexe) und so wird aus der Kurve der Agnesi eine Hexe. Ein Übersetzungsfehler der sich auch in spanischen Bruja de Agnesi wieder findet.

Philosophisches Werk

Ein weiteres Werk von Agnesi soll ihr Vater 1738 veröffentlicht haben, eine Schrift in der sie die gleichberechtigte Bildungschancen für Frauen forderte (Propositiones Philosóphicae). Eine Ansammlung komplizierter Abhandlungen über Wissenschaft und Philosophie.

Mathematischer Kommentar

Ein weiteres Werk der Agnesi ein Kommentar zu Traite analytique des sections coniques wird allerdings nie veröffentlicht.

Maria Theresa Agnesi

Maria Gaetana Agnesi war nicht die einzige Berühmtheit ihrer Familie. Ihre Schwester Maria Theresa war in ihrer Zeit eine bekannte und erfolgreiche Komponistin und Musikerin. Und während Maria Gaetana Agnesi nach dem Tod ihres Vaters ein zurückgezogenes Leben wählte und sich kirchlich orientierte stand Maria Theresa ganz im Leben, zu ihren Bekannten gehörten Mozart, Haydn und Salieri.

Google Doodle 296. Geburtstag Maria Gaetana Agnesi

Am 16. Mai 2014 gab es anlässlich des 296. Geburtstag von Maria Gaetana Agnesi auch ein eigenes Google Doodle für die Mathematikerin. Zu sehen ist ein Porträt der Wissenschaftlerin sowie eine perfekte Kurve, die Versiera de Agnesi, wie sie mit Kreis und Dreieck konstruiert wird.
Google Doodle zum 296. Geburtstag von Maria Gaetana Agnesi. 16. Mai 2014.
Google Doodle zum 296. Geburtstag von Maria Gaetana Agnesi. 16. Mai 2014.

Siehe auch Biographie von Hypatia Eine berühmte Astronomin: Caroline Herschel

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