Hildegard von Bingen
Die Äbtissin und Mystikerin Hildegard von Bingen, Heilige, betätigte sich nicht nur als predigerin sondern auch als Ärztin. Sie galt als begabte Naturforscherin.
Leben der Hildegard von Bingen
Die Benediktinierin Hildegard von Bingen stand ab 1136 als Äbtissin einem eigenen Kloster vor und gehörte damit zu den wenigen weiblichen Führungskräften ihrer Zeit. Ihr Auftreten soll bescheiden gewesen sein. Gerne allerdings soll Hildegard von Bingen mit ihrer Unwissenheit und gottgegebenen Unterlegenheit als Frau kokettiert haben. Beim Kokettieren blieb es auch, denn Hildegard von Bingen ließ sich nicht davon abhalten, ihre Meinung zu vertreten. Sie soll gelegentlich sogar störrisch gewesen sein.Hildegard von Bingen gilt als begabte Naturforscherin und betätigte sich als Predigerin aber auch als Ärztin.
Das Leben und Denken der Mystikerin wurde von der Inspiration geprägt. Das Gesicht soll sie mit wachen, besonnen und klarem Geist empfangen haben.
Ihre Philosophie meinte es gut mit dem Menschen, Gott wolle, dass der Mensch die Welt und das Weltenmeer des Himmels abzuspiegeln vermag.
Briefwechsel mit mächtigen Zeitgenossen
Hildegard von Bingen pflegte einen Briefwechsel mit Kaiser Friedrich I., Papst Eugen III. und zu Bernhard von Clairvaux. Sie sparte darin auch nicht mit harschen Ermahnungen an die hochgestellten Zeitgenossen. Sie unternahm zahlreiche Predigtreisen, die, da sie an das Gewissen des Klerus und der kirchlichen Oberen appellierte, auch Aufsehen erregten.Werke Hildegard von Bingen
Die Werke der Mystikerin befassten sich mit Religion, Medizin, Musik, Ethik und Kosmologie.Liber Scivias (1141-1151, Wisse die Wege), Liber vitae meritorum (1148-1163, Buch der Lebensverdienste), Liber divinorum operum / De operatione Dei (1163-1173/74), Pysikca (Naturkunde), Vita Sancti Ruperti (um 1168) und Causa et curae (Buch der Krankheitsursachen und Behandlungsweisen).
Hildegard von Bingen als Medizinerin
Ab den 1150er Jahren verfasste Hildegard auch medizinische Abhandlungen. Zeitgenössische Exemplare dieser medizinischen Werke sind allerdings nicht erhalten. Die Zeit überstanden zitierte Texte aus dem 13. bis 15. Jahrhundert. 13 Schriften sind heute bekannt, die Hildegard als Verfasserin angeben. Der Begriff Hildegard-Medizin hingegen ist jüngeren Datums, als Marketingbegriff wurde er erst im 20. Jahrhundert eingeführt.Ihr Werk Liber subtilitatum diversarum naturarum creaturarum (Buch über die inneren Wesen der verschiedenen Kreaturen und Pflanzen) führte dazu, dass Hildegard von Bingen teilweise auch als erste deutsche Ärztin bezeichnet wird.
Hildegard brachte das damalige Wissen über Krankheiten und Pflanzen aus der griechisch-lateinischen Tradition mit dem der Volksmedizin zusammen. Erstmals nutzte sie auch volkstümliche Pflanzennamen. Eigene medizinische Verfahren entwickelte Hildegard nicht, allerdings hatte sie eigene Ansichten über die Entstehung von Krankheiten, Körperlichkeit und Sexualität.
Heiligsprechung der Hildegard von Bingen
Hildegard wurde bereits zu Lebzeiten wie eine Heilige verehrt. Ein erster Antrag auf Heiligsprechung wurde bereits im Jahre 1228 gestellt, das offizielle Heiligsprechungsverfahren unter Papst Gregor IX. dann auch begonnen, aber nicht abgeschlossen. Es gab wohl erheblichen Widerstand des bischöflichen Mainzer Stuhles gegen eine Heiligsprechung der Hildegard von Bingen, allerdings ging der Widerstand nicht gegen ihre Person sondern war wohl eine Kompetenzstreitigkeit.Offiziell beendet wird das Heiligsprechungsverfahren wohl nicht, 1584 wird Hildegard von Bingen aber in das Verzeichnis der offiziell Heiliggesprochenen der römisch-katholischen Kirche, dem Martyrologium Romanum, verzeichnet, was ihrer Kanonisierung gleich kommt.
Hildegard als Kirchenlehrerin
Im Jahre 1979 wird in Rom eine Bitte um Anerkennung als Kirchenlehrerin vorgebracht. Neben Hildegard von Bingen ist u.a. auch noch Teresa von Avila eine von wenigen Kirchenlehrerinnen der Katholischen Kirche.Siehe auch: Agnodike | Dorothea Christiane Erxleben | Trotula von Salerno |
Justine Siegemundin